Ein so genannter „Schlotbaron“ aus Hannover baute sich Ende des 19. Jahrhunderts das prächtige Schloss Garvensburg. Wilhelm Garvens hieß er und war mit seinen Garvenswerken, die Maschinen, Waagen und Pumpen aller Art herstellten, zu europaweitem Ruhm und Reichtum gekommen.
Im nordhessischen Züschen erfüllte sich Wilhelm Garvens einen Traum für seine Familie und seine Gäste. Er wählte dafür die Architektur einer romantischen Burg, die Dimension einer herrschaftlichen Villa und die schmuckvolle Großzügigkeit eines Schlosses. Ganz im Geschmack der späten Gründerzeit schuf er ein Jagdschloss mit zugehörigen Ländereien von repräsentativem Anstrich und Erlebniswert.
Möblierung und Innenausstattung ließ Garvens in stilvoller Anlehnung an die Renaissance ausführen und griff antike Elemente auf wie die Portalarchivolte mit Löwenkopf. Auch Reste einer ehemaligen Burg in Züschen wurden in das Gemäuer integriert, angefertigte Möbel durch historische Stücke ergänzt. Hohen Kunstsinn beweist das paradiesische Deckengemälde aus Blüten und Papageien im Esszimmer [Bildergalerie].
Schon damals überraschte Schloss Garvensburg die Besucher durch seinen harmonischen Einklang von Form und Funktion. Kurgäste aus dem nahen Bad Wildungen, die damals Europas Adel und Hochfinanz angehörten, besuchten gerne Schloss Garvensburg. Sie staunten ob der gepflegten Wohnlichkeit des Schlosses und bewunderten die Modernität der elektrischen Anlagen.
Wegen seiner Großherzigkeit gegenüber Land und Leuten der Region wurde Wilhelm Garvens 1908 in den Adelsstand erhoben. Seine Familie durfte sich fortan von Garvens-Garvensburg nennen.
Lange blieb Schloss Garvensburg im Besitz der Familie Garvens und wechselte schließlich in den 70er Jahren in Privatbesitz.
Seit März 2004 gehört Schloss Garvensburg dem Unternehmer Harald Kneier, der in Anlehnung an die alte Tradition das Schloss (oder wie die Züschener sagen: die Burg) als Treffpunkt wiederbelebte. Denn neben Hotel und Restaurant ist Schloss Garvensburg heute Tagungsort und Unternehmensdomizil einer Werbeagentur und eines Beratungsunternehmens.